Wo Menschen zusammenarbeiten, kommt es zu Konflikten: Unterschiedliche Temperamente, unterschiedliche Auffassungen von Arbeitstempo und Arbeitsqualität, aber auch Macken und Marotten, Rechthaberei und Führungsansprüche sorgen dafür, dass es immer wieder zu Reibereien kommt. Das ist auf Dauer nicht nur nervig, sondern auch unproduktiv. Doch ist es wirklich klug, um des lieben Friedens willen immer nachzugeben?
Manch ein Vorgesetzter lässt hinsichtlich seines Umgangs mit den Kollegen an Verhaltensformen im Tierreich denken – er ist der Leitbulle, der Platzhirsch, der Alphawolf, der Silberrückengorilla, der sich durchsetzt: „Ich bin Chef, also hab ich recht.“ Der Mensch unterscheidet sich vom Tier aber nicht zuletzt dadurch, dass er ein hochdifferenziertes Sprachvermögen hat. So kann es passieren, dass der Vorgesetzte oder das tonangebende Teammitglied zwar das Sagen, aber nicht immer die klügeren und schlagkräftigeren Argumente auf seiner Seite hat.
Doch weil es hier um Machtstrukturen und nicht um den Kampf der Argumente geht, führen Diskussionen meist zu nichts – außer zu der Einsicht, dass es absolut sinnlos ist, etwas zum Besseren ändern zu wollen. Das liegt daran, dass derjenige, der zu bestimmen gewohnt ist, viel zu verlieren hat, wenn er in der Diskussion unterliegt – vor allem sein Gesicht.
Deshalb: Auch wenn Sie die besseren Argumente auf Ihrer Seite wissen, ist es nicht immer klug, sie auszuspielen. Es kann in der Tat klüger sein, nachzugeben – und trotzdem den Weg zu gehen, den Sie für den richtigen halten. Sie müssen nur einen kleinen Umweg in Kauf nehmen.
Um auch hier wieder im Tierreich anzusetzen: Es ist bekannt, dass der Kuckuck seine Eier in fremde Nester legt. So kommt es, dass andere Vogeleltern das Kuckucksei ausbrüten. Ist der Jungkuckuck erst geschlüpft, wird er die anderen Jungvögel aus dem Nest drängen und alles Futter für sich beanspruchen.
Dieses Prinzip funktioniert auch im Arbeitsalltag: Es ist möglich, gute Ideen anderen Menschen unterzuschieben, sodass diese das Gefühl haben, es wären ihre eigenen. Sie selbst verzichten dann zwar auf den Lorbeer, der eigentlich Ihnen zustünde, doch setzen Sie damit die bessere Lösung durch – zum Wohle der Arbeitsabläufe und des Betriebsklimas. Im Prinzip ist es ganz einfach.
Mitunter reicht es, die eigene Idee als Zitat des anderen auszugeben: „Frau Dr. Müller-Wohlgescheit, hatten Sie nicht kürzlich mal angeregt, den Ablauf ganz anders zu organisieren? Ich meine mich zu erinnern, dass Sie gesagt hätten, ...“.
Ist an Ihrer Idee wirklich etwas dran, wird Frau Dr. Müller-Wohlgescheit nicht lange zögern und sie als ihre eigene annehmen. Frau Dr. Müller- Wohlgescheit wird Ihre Idee ausbrüten und sie groß und stark machen. Und weil Frau Dr. Müller-Wohlgescheit dankbar ist, dass Sie es waren, der sie an ihren genialen Einfall erinnert hat, stehen auch Sie selbst ein ganz klein wenig im Glanze des Ruhms. Zumindest profitieren Sie davon, dass die Abläufe nun besser organisiert sind.
Im echten Leben läuft es natürlich selten so glatt. Es funktioniert vielleicht auch nicht beim ersten Mal – geben Sie nicht auf, machen Sie weiter. Denn dann greift bald ein anderes unfehlbares Prinzip: Steter Tropfen höhlt den Stein!
Sollten Sie allerdings doch lieber diskutieren und Ihren Argumenten offen zum Sieg verhelfen wollen, halten Sie sich an die folgenden Regeln: